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Digitale Zwangsneurosen

… das Ritual ist ein wirkungsloser oder symbolischer Versuch, diese Gefahr abzuwenden.
ICD 10 – F42

Google StreetView ist jetzt auch in Deutschland gestartet und es fehlen ein paar Hunderttausend Fassaden darin. Auch meine Hausfassade wird nicht zu sehen sein – ich habe vor einiger Zeit von meinem Verpixelungsrecht Gebrauch gemacht – teils zur Vorbereitung auf einen Expertentalk bei AntenneBayern, teils weil ich die Darstellung, wie und wo ich lebe, gerne selbst inszenieren möchte.

Aber ich glaube weder, dass mit dem systematischen Abfotografieren von Häusern unsere Privatsphäre plötzlich aufgelöst wird. Noch bin ich ein Anhänger der Theorie, dass 244.000 fehlende Fassaden zwangsläufig dazu führen werden, dass sich das schöne, bunte Internet auf einmal mit einem leisen Plopp in nichts auflösen wird. Kurz: Ich denke, dass es wichtigere Themen gibt.

Sehr befremdlich finde ich aber einige Reaktionen auf diese deutschen “Pixelbomben“, wie Jeff Jarvis es nennt. Was ist so schlimm daran, wenn eine Plattform wie Google StreetView weiße Flecken bzw. verpixelte Flächen aufweist? Wenn ich eine Erkenntnis aus meiner gut zehnjährigen Zeit als universitärer Soziologe mitgenommen habe, dann die: Wissen ist immer lückenhaft. Und das ist gut so.

Nicht der Mut zur Lücke ist eine Bedrohung für unser Gemeinwesen, sondern der Zwang zur Vollständigkeit. In diesem Punkt liegt Jeff Jarvis völlig falsch. Die “Stasileute und Nazis“, von denen Jeff Jarvis spricht, hätten nicht das Verpixeln klasse gefunden, sondern die vollständige und systematische Abbildung der Welt. Ganz abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich Twitter und Facebook für viel spannender und ergiebiger gehalten hätten.

Woher kommt dieser seltsame Drang zur Vollständigkeit und Eindeutigkeit (eine verpixelte Fassade ist schließlich nicht einfach ausgeblendet, sondern mehrdeutig)? Gerade die letzten Social-Media-Jahre haben doch deutlich gezeigt, dass hier lauter neue Biotope und Communities entstehen, die eben nicht so sauber und ordentlich organisiert sind wie das Organigramm einer Bundesbehörde. Wissensbestände sind entstanden, die nicht einer eindeutigen und vollständigen Klassifikation à la Dewey entsprechen, sondern aus lose miteinander verknüpften Informationsknäueln bestehen.

Projekte wie Wikipedia oder Openstreetmap sind gerade nicht von oben nach unten am Reißbrett geplant, sondern entstehen en passant, zum Teil im Gebrauch der Menschen (der Soziologe in mir hätte jetzt beinahe das schön bürokratisch klingende “Handlungsvollzug” geschrieben). Openstreetmap zum Beispiel ist um meinen Wohnort herum sehr dicht mit Informationen. Im Nachbarort dagegen fehlt noch vieles. Ist das ein Problem?

Wahrscheinlich sind die Anzeichen der digitalen Zwangsneurose auch nur eine verständliche Reaktion auf die noch einmal gesteigerte Unübersichtlichkeit der “Ganz Neuen Medien”. Hier gibt es Rundfunk ohne Sendeplan, Publikationen ohne Herausgeber, Inhalte ohne Autoren – Social Media ist eine Welt der Antipoden und Fabelwesen. Und trotzdem von Tag zu Tag realer für uns alle. Die Reaktion, diesen chaotischen Urwald in ein ordentliches Blumenbeet zu verwandeln, ist verständlich – wir alle haben unseren Zygmunt Bauman gelesen. Aber dass dieser Drang nicht von einem Gärtnerstaat ausgeht, sondern den Hobbygärtnern selbst, das ist beunruhigend.

Was kommt als nächstes? Entdeckt vielleicht einer der Internetaktivisten, dass die Datensätze der großen Adresshändler in Deutschland auch noch Lücken haben? Wird es dann eine Task-Force geben, die dafür sorgt, dass auch wirklich jeder Bürger in den Direktmarketing-Datenbanken erfasst ist?

34 replies on “Digitale Zwangsneurosen”

“Alles” ist die Ur-Strategie von Google und gewisser der utopische Antrieb ihrer Gründer. Alle Websiten durchcrawlen und durchsuchbar machen war der Anfang. Alle Bücher einscannen. Alle Bilder auffindbar machen. Die Ganze Welt von oben anschauen. Alle Straßenpläne der Welt. Alle Hotels. Alle Taxistände. Alle Gebäude. Das dann noch am besten durch alle Zeiten, also auch rückwärts bis in die Antike. Alle Anwendungen. Es ist die Tollheit des Wunsches nach Totalität. Da gibt es kein Ruhen. Allerdings – Google macht nur, was dem Internet immanent ist. Das Internet ist eine Totalitäts-Maschine. Es bleibt dem Menschen überlassen, sich auf das zu beschränken, was er braucht und sinnvoll findet. Oder was ihm Spaß macht.

Zum Thema Nazis & Street View gibt es auch andere Thesen:

JAMES WHITMAN: The Nazis insisted on the right of every ordinary German to protection of personal dignity and personal honor. Privacy in the German sense – every member of the national community had a right to dignity, including members of the lowest social status.

The fact the fascists made this promise belonged to their competition with Communist movements. What the Nazis were saying was that where they would not redistribute wealth, they would nevertheless redistribute honor.

MICHAEL BERNSTEIN: Of course, this was done at the cost of persons whose honor was systemically destroyed by the Nazis in the most horrific way imaginable.

JAMES WHITMAN: Nevertheless, there’s a paradox. Ordinary low-status Germans acquired a right to protection of their personal honor during the Nazi period that they had barely enjoyed before the Nazi period, and this has continued down to this day.

http://www.onthemedia.org/transcripts/2010/10/22/06

Der Anspruch des Wissens um seine Umgebung ist ein menschlicher Drang. ‘Erkläre und zeige mir die Welt’ ist ein Wunsch, der dem Menschengeschlecht innewohnt.

Nicht erst in den letzten Jahrzehnten gab es aber auch schon immer diejenigen, die das Bewusstsein über die mit dem Erkenntnisdrang einhergehende Verantwortung gefördert haben.

“Alles” zu wissen ist sowieso ein unerfüllbarer Traum, denn jede Erkenntnis, jede Antwort wirft neue Fragen auf. Der Wissende seufzt ein leises “ignorabimus”, verabschiedet sich vom Absolutheitsanspruch und vertieft sich wieder in die Forschung.

Doch was ist, wenn Wissen für alle abgebildet werden soll? Was treibt die Masse mit dem Wisssen, das ihr zu Füssen gelegt wird? Nun, im Normalfalle wird es wohl benutzt um den Nachbarn zu verklagen, damit man daraus einen eigenen Vorteil ziehen kann.

Und weil diese Erkenntnis so frustrierend war, beschloß die Forschung irgendwann den Egoismus als immanent für den Fortschritt der Spezies zu definieren. “Es überlebt nur der Fitteste”, sprach das kleine Menschenwesen und zog sich seine Joggingschuhe an.

Die Spiegelneuronen lehrten uns dann, zusammen mit der Beobachtung des sozialen Lebens der ein oder anderen Menschen(affen)gruppe, das die Empathie doch wohl auch eine Rolle spiele. Das Wirken dieser Kraft auf die Gesellschaft hat kürzlich erst Rifkin kongenial zusammengefasst.

Mehr Wissen und die richtigen Werkzeuge es zu vermitteln und zu empfangen bringen also die Chance auf gemeinsames Handeln mit sich. Das ist erstmal eine gute Nachricht.

Dann aber erkennt der Mensch, dass er auch gerne Geheimnisse hat, ja dass diese Geheimnisse und das selektive Teilen gerade auch wichtig sind um den sozialen Kitt, den unsere Gesellschaft zusammenhält, richtig anzurühren. Nicht alles mit allen teilen, ist also AUCH ein wichtiges Element. Zumindest scheint uns das der bisherige Verlauf des menschlichen Zusammenlebens zu lehren.

Nun denn, denkt sich der digitale Mensch, dann respektiere ich fortan beides. Privates soll geschützt, Öffentliches (man könnte auch “Gemeinsames” sagen) soll genützt werden (Dank an Wau Holland für diesen Satz).

Deswegen ist es keine Zwangsneurose eines Kleingärtners, wenn er das öffentliche Feld bestellen will. Es ist eher ein dreister Übergriff von Seiten derjenigen, die Teile des öffentlichen Feldes für Privat erklären wollen.

Jeder, der ein Bildband von Deutschland erstellt, kann das mit zusätzlichen Regelungen versehen. Die Entfaltungsfreiheit im Art. 2 GG gibt auch die Möglichkeit sich zu beschränken. Google verzichtet (entgegen seiner eigenen Geschäftsregeln) auf die Abbildung einiger Häuser. Das ist ihre Entscheidung.

Daraus leitet sich aber weder ein rechtlicher noch ein moralischer Befehl für denjenigen ab, der nachwievor zwischen dem öffentlichen und dem privaten Raum unterscheidet.

Denn nur wenn man eine Vorstellung vom öffentlichen Raum hat, der ja wie die “Gute Stube” eben genau so wichtig für unser gemeinschaftliches Zusammenleben ist, dann kann man auch eine Vorstellung vom Privaten, vom notwendigen Geheimen haben.

Es mag sein, dass sich die Vorstellung von dem, was “man” mit allen teilt, in der Zukunft durch das Web ändern wird. Es hat sich auch vor dem Web schon stark verändert. Es wird auch immer unterschiedliche Teilgruppen der Gemeinschaft geben, die bei der Absprache darüber, was privat sei, miteinander streiten. Auch das ist gut.

Aber eins musste ich in den letzten Monaten feststellen. Die Debatte um Streetview zeigt, dass nur ein Bruchteil der Menschen wirklich wegen des Diskurses über öffentlich/privat miteinander argumentieren. Die ganze Diskussion ist durchtränkt mit Ressentiments, mit unüberlegten Argumenten, mit praktischem Unwissen, mit hineinassozierten Ängsten vor Gott und der Welt usw.

Vor diesem Panorama der Irrationalität und Unaufgeklärtheit ist die “Provokation” durch die Fotografie der Verschollenen Häuser ein notwendiger Akt, um das soziale Krebsgeschwür der Verachtung der Veränderungen des menschlichen Zusammenlebens im Informationszeitalter an seiner Ausbruchsstelle zu stoppen.

Ich bin ja auch jederzeit zum Dialog bereit. Im Gegensatz zu meinen Kritikern, insbesondere denen die am lautesten, unangenehmsten und unsachlichsten schreien. Egal ob auf dem Marktplatz in Ingolstadt oder in öffentlicher Diskussion in Berlin, ich habe von Hinz&Kunz bis hin zu aktuellen und ehemaligen Bundesministern über dieses Thema diskutiert. Aber nur weil ich den Befürchtungen der Menschen zuhöre, muss ich nicht in Rücksicht auf diese mein Handeln einschränken. Wenn wir auf jedes Wehwehchen des DAU gehört hätten, würden wir heute noch auf den Bäumen sitzen.

Die Diskussion um Öffentlichkeit, Gemeinsames und Privates ist ein guter fortlaufender Prozeß. Wer dort mit Ängsten und Horrorszenarien um sich wirft, übertreibt. Ich übertreibe nie in meinen Diskussion zu diesem Thema und ich freue mich auf Fotografieren.

Ich hoffe dir, lieber Benedikt, hiermit ansatzweise verdeutlichen zu können, dass es sich nicht um eine willkürlich um sich schlagende “Digitale Zwangsneurose” handelt, die morgen bei Schober anruft, um die Daten des Nachbarn zu vervollständigen, sondern vielmehr um die Besorgnis, dass die Chance auf das Gemeinsame (Handeln), hergestellt durch digitale Werkzeuge, aktuell auf den Widerstand in einer Gesellschaft trifft, die zwar in den letzten Jahrzehnten ein bißchen Demokratie gespielt hat, aber im Kern immer noch die Verachtung des Anderen und den Wunsch des “nur wir” in sich trägt.

Dass sich das Informationsfreiheitsgesetz in Deutschland am 1.1.2011 zum fünften Male jährt und nichts, in Worten n-i-c-h-t-s, in Deutschland hinsichtlich einer offenen Datenpolitik passiert ist; dass im Gegenteil aggressives Verhindern von Datenoffenlegungen immer noch Alltag ist, zeigt in welcher geschlossenen, verkrampften Gesellschaft wir leben.

Der Deutsche Michel, der die öffentliche Fassade seines Hauses mit einer digitalen Burka zuwerfen möchte, ist ein weiteres Symptom. Nicht alle sind so reflektiert wie du, Benedikt, und das ist es, was mir ein wenig Angst macht. Bei einigem, was ich mir die letzten Monate als “Argument” oder als simple Drohung anhören musste, würdest du vom Glauben abfallen.

@Best

Warum muß ich als jemand, der oft als Nerd bezeichnet wird, der in den frühen 80ern schon diverse Mailboxen unsicher machte, der gerne programmiert und administriert — zum Teil auch beruflich, der universitäre Weihen in Geschichte und Archäologie erhielt, warum muß ich mich von dir quasi als Idiot bezeichnen lassen? Vorab natürlich, erst seitens Google und dann von deiner Seite inkl. deiner Anhänger.

Als einstiger Politologe würde ich mehr von dir erwarten oder schlugen die Tätigkeiten im Marketing-, PR-, SEO, xyz-Segment eine derart herbe Zäsur?

John Brunner drückte es derart aus: “If there is such a phenomenon as absolute evil, it consists in treating another human being as a thing.” Vielleicht geschieht dies mit der Zeit, wenn man sich mehr mit Dingen, als denn dem Menschen per se beschäftigt. Es ist jedoch kein geschickter Schachzug, diese Erfahrungen mit dieser Dinglichkeit dem Menschen einfach als gegeben überzustülpen und davon eine “neue Öffentlichkeit” abzuleiten. Dann regt sich der Widerstand, dann werden Leute teils ausfallend. Das ist Arroganz in Reinkultur, da liegen totalitäre Denkstrukturen zugrunde.

Digitale Enteignung oder gar digitales Raubrittertum trifft es somit recht gut. Kaum einen Menschen stört das Foto per se, ich fotografierte schon zahllose Wohnstätten – mit Erlaubnis der Bewohner – und überstrapazierte das Wort Panorama bis dato noch nicht. D.h. mir ist bewußt was ein Panorama darstellt und eine hochauflösende Detailansicht. Das digitale Raubrittertum äußert sich zudem nicht im Zusammenhang mit dem Foto, nein erst im Zusammenhang mit der digitalen Auswertung: der datenbanktechnischen Akquise, der Verquickung und Abgleichung mit anderen Datenbeständen, der Kommerzialisierung. Erst dann wird der Kolateralschaden eingeleitet, der vielen äußerst massive Bauchschmerzen bereitet und genau das ist der Knackpunkt, den du geflissentlich ignorierst.

Warum also nun die Angst vor verbaler Schelte? Schließlich ist dies die Ressonanz, welche du mit deinem Eindreschen auf die Individuen in diesem Lande provoziert hast.

Wenn mir also etwas Angst bereitet, dann ist es die Kaltschnäuzigkeit einiger Zeitgenossen, die mich erst überfahren, um sich dann wohlwollend nach meinem Befinden zu erkundigen. Der Umgang mit Menschen funktioniert anders. Der CTRLVerlust eines mspro ist zu Teilen sein höchsteigener, ich wage zu behaupten, daß Slow Media die Antwort auf seine Probleme wäre. Und so mancher Kontrollverlust ist schlicht und ergreifend oftmals nur der eigenen Inkompetenz geschuldet.

Wie dem auch sei, versuche dich erst einmal den _Menschen_ zu nähern, dann klappts auch mit dem Verständnis. Die Öffentlichkeit bleibt so oder so immer erhalten, die kann dir keiner nehmen. Was du aber den Menschen nimmst, das ist die Würde, indem du diese und die Dinge die sie definieren dem Meistbietenden offerierst und das Individuum zur Sache degradierst.

Pathos habe ich natürlich auch zu bieten. Nur ist hierbei ein markanter Unterschied offensichtlich: ich aggiere aus der Defensive. Zum Halali haben Leute wie du geblasen.

Sehr geehrter Herr Oliver Herold,

Als Freund und Co-Autor des ❚❚❚❚❚❚❚❚❚❚❚ Sieckendieck interessiert mich ihre Kommentar-Meinung hier in einem Blog von erwachsenen Menschen überhaupt nicht.

Ich werde Ihr Statement nicht lesen, solange Sie und Ihr Nerd-Gesocks mich argumentations-frei beleidigen und keinen Deut dazu beitragen, dass die Diskussion um die Zukunft der digitalen Gesellschaft vorangebracht wird.

Ich würde Sie bitten doch weiterhin den Mund zu halten, wenn sich hier im Blog der ernstzunehmenden Slow-Media-Vertreter am Diskurs interessierte Menschen unterhalten.

Oder um es in einer Sprache auszudrücken, die sie im Allgemeinen verstehen: ❚❚❚❚ ❚❚❚, Herold.

Ich muss mich kurz bei Benedikt und den anderen Betreibern dieses Blogs entschuldigen, aber es gibt eine gewisse Gruppe von Gestalten, die mich seit meinem Engangement für die digitale Öffentlichkeit online verfolgt.

Dazu gehört auch der kommentierende “Oliver”, der ein Co-Autor des Blog fixmbr ist, der mich in grob beleidigender und argumentationsfreier Form seit Beginn meiner Foto-Aktion verfolgt.

Leider lässt die offene Struktur des internets es nicht zu, dass man sich vor solchen erbärmlichen Gesellen schützen kann und damit in einigen Fällen auch befreundete Blogs in Mitleidenschaft gezogen werden.

Ich hoffe ihr Drei habt dafür Respekt und akzeptiert diesen pöpelnden Rattenschwanz, den ich mit meiner Diskussion leider in euren Blog gebracht habe. Leider steht es nicht in meiner Macht diese unreflektierten Wesen von einer Kommentierung abzuhalten. Sorry dafür.

“das soziale Krebsgeschwür der Verachtung der Veränderungen des menschlichen Zusammenlebens im Informationszeitalter an seiner Ausbruchsstelle zu stoppen.”

Warum sollte man denn mit Leuten menschlich zusammenleben, die andere Meinungen zur technischen Entwicklung als “Krebsgeschwür” abtun? Ich halte da die rechtsstaatliche Lösung für besser.

Jens Best, Sie scheinen mir einer dieser gefährlicher (?) ❚❚❚❚❚❚❚ zu sein, der anderen seine enge $icht der Welt aufdrücken will.

Hmm, ich habe ganz den Verdacht, daß Herr Best dringend einmal in sich gehen und darüber nachdenken sollte, warum er offenbar gleichsam besessen davon scheint, andere Menschen zu etwas zwingen zu wollen – seien es die SV-Skeptiker zur Veröffentlichung ihrer Häuser oder seinen augenscheinlichen Intimfeind “Oliver” zum Schweigen.

Herr Best: In beiden Fällen fällt der Eindruck, den Sie erwecken, nicht eben günstig für Sie aus.

@jensbest Wenn die Frage, ob “die ‘Provokation’ durch die Fotografie der Verschollenen Häuser ein notwendiger Akt” ist, vom Initiator der Aktion selbst positiv beantwortet wird, ist das noch kein Argument, sondern erst einmal PR in eigener Sache. Kann man machen, kann aber auch ein wenig selbstherrlich wirken (Irrational und unaufgeklärt sind ja nur die anderen, nicht wahr?)

Du schreibst, “Ich bin ja auch jederzeit zum Dialog bereit” und widerlegst Dich gleich selbst. Im Gegensatz zur sonstigen fixmbr-Gewohnheit hat O. Herold hier sachlich argumentiert. In diesem Falle verweigerst Du den Dialog und bist beleidigend geworden – da wirkt Deine anschließende Entschuldigung, die Kommentarregeln dieses Blogs (“Bitte bleiben sie höflich”) verletzt zu haben, geheuchelt.

Wie ich bereits sagte, liebe Sabria, lieber Benedikt, lieber Benno, ich entschuldige mich für das Gesindel, das mir aktuell hinterherrennt.

Aber es wird auch wieder schönere Zeiten geben, wo wir wieder unter uns diskutieren können.

Und an euch, liebe versammelten Chef-Schwachmaten: Das Fotografieren in der Öffentlichkeit ist nicht verboten, ebenso das Onlinestellen von Häuserfotografien. Wer Privatsphäre will, muss auch einen Begriff von Öffentlichkeit verteidigen können. Und die Strasse ist und bleibt öffentlich.

Ihr könnt tausendmal versuchen mich mit unverständlichen Begriffen wie “Netztotalitarist”, “SA-Mann” oder was auch immer beschimpfen, “Kopfgeld” auf mich aussetzen oder was auch immer euren armen Geist befriedigt. Eure Meinung ist belanglos, wenn es darum geht, die Gesellschaft zu gestalten, denn ihr könnt sie mit nichts begründen außer eurem hässlichen Geseier.

….und ich wollte doch auf Trolle nicht mehr eingehen, und dann auch noch an einem Sonntag, mist, mist…….

Da Jens Best offenbar nur mit den Betreibern dieses Blogs zu diskutieren bereit ist, wünsche ich mir nun eine Stellungnahme derselben. Was denkst Du, Benedikt?

@Thorstena Unsere Sicht der Dinge haben wir in unterschiedlichen Artikeln immer wieder dargelegt. Die Essenz des ganzen könnte man so zusammenfassen:

– Öffentlichkeit ist nichts, was Wirtschaftsunternehmen uns bereitstellen. Google StreetView ist keine Öffentlichkeit, sondern eine private und nach vielen Seiten geschlossene Datenbank. Das ist der alte Fehler, frei wie Freibier mit frei wie in freier Rede zu verwechseln. Es geht uns gar nicht darum, Google in irgendeiner Form schlecht zu machen. Für ein Wirtschaftsunternehmen investieren sie viel in Frei-wie-in-freier-Rede-Projekte, da könnten sich viele deutsche Unternehmen eine Scheibe abschneiden. Dennoch geht es letztlich um die Unternehmensbilanz, alles andere wäre für ein Unternehmen auch seltsam (und gefährlich).

– An der Debatte stört mich vor allem, dass hier eine kleine Gruppe von Leuten versuchen, dem Rest vorzuschreiben, was das Internet für sie sein soll. Wir dagegen halten es für ganz wichtig, dass jeder selbst entscheiden kann, wie er im Netz stattfinden möchte. Es ist in der Tat eine richtige Diagnose, dass diese Entscheidung über die eigene Selbstdarstellung oder digitale Informationshoheit immer schwieriger wird. Die Diagnose stimmt, aber ich würde daraus genau den entgegengesetzten Schluss ziehen: Das ist kein wünschenswerter Zustand und die gesellschaftliche Debatte sollte in die Richtung gehen, wie wir diese informationelle Selbstbestimmung auch ins Netz übertragen können.

– Ich bin der Überzeugung, dass wir uns gerade an einem Wendepunkt besitzen. Das, was tatsächlich auch mich seit den 1990er Jahren sehr stark am Internet fasziniert hat, die Allverfügbarkeit des Wissens und damit verbunden auch in manchen Bereichen eine Art posthistorischer Zustand, zeigt nun seine unschönen, gewalttätigen und totalitären Seiten. Das Internet ist gleichzeitig ein Dokument der Kultur und der Gewalt. Ich bin mir im Moment wirklich nicht sicher, ob das Netz nicht gerade ein gutes Stück in Richtung “traurige Tropen” rutscht, in denen noch ein paar Reservate übrig bleiben wie z.B. die Blogs der FAZ, die dann aber einen Manufactum-artigen Beigeschmack haben.

Soviel inhaltlich. Rein formell schlage ich vor, dass wir wie erwachsene Menschen diskutieren, bzw. (als Bayer ist diese Präzisierung notwendig) wie erwachsene Menschen in nüchternem Zustand. Beleidigungen und Kraftausdrücke werden ausgeschwärzt.

@Thorstena

Mit Dialogfähigkeit meine ich Menschen, die sich mit Respekt an einen Tisch setzen können. Das Blog fixmbr hat in der Vergangenheit keine Chance ausgelassen mich grob zu beleidigen. Es gab nie im Vorfeld zu den Artikeln auch nur den Versuch eines Gesprächs (Email, Phone, whatever). Ich betrachte meine normale Offenheit gegenüber Menschen wie diesen als aufgebraucht durch deren beleidigendes Verhalten. Ich muss auch nicht mit jedem reden.

Habe aber mal aufgrund ihres Einwurfes doch mal einen Blick in den Betrag des “Oliver” geworfen.

Im fünften Absatz wird behauptet ich hätte auf irgendjemanden eingedroschen. Ich habe nie zu irgendeiner Aktion aufgerufen, um mögliche Bewohner von verpixelten Häusern bloßzustellen, noch sind mir solche Aktionen überhaupt bekannt. Ich wüsste auch garnicht was das bringen sollte. Dass ich dem ein oder anderen “Blogger” oder anonymen Kommentator ans Bein gefahren bin, nachdem ich, meist unsachlich, angegangen wurde, nun, mit manchem Pack muss man halt mal deutlich reden, sonst verstehen die es halt nicht.

Im Gegenteil zu diesen Untiefen des deutschen Nerdistans habe ich bereits mehrfach mit Menschen diskutiert, die das Angebot von Google angenommen haben und ihr Haus auf Streetview verpixelt haben. Alles, im Gegensatz zu denen hier, die laut “Untergang und Nazi” schreien, vernünftige Menschen.
Natürlich gab es auch die, die mir Schläge oder schlimmeres per Mail angedroht haben, falls ich ihr haus fotografiere, aber solche Gesellen sind meist auch nicht zu finden, wenn man mal diskutieren will. Das zeigt halt, wie dünn die zivilsatorische Kruste in Deutschland an einigen Stellen noch und wieder ist.

Unterstellen wir mal für einen Moment, es gäbe bei einigen Menschen die irrationalen Ängste, das irgendwas mit ihnen passieren kann, wenn ihre Hausansicht in diesem großen www veröffentlicht wird und mit anderen Daten verknüpft wird.

Datenverknüpfung ist ja prinzipiell erstmal etwas Gutes, es stellt Zusammenhänge her, man kann auf einer besseren Informationslage eine Entscheidung treffen.
Nehmen wir die vielen öffentlichen Daten, die zwar irgendwo in irgendwelchen Ämtern “zur Verfügung stehen”, aber für die man sich ne Woche Urlaub nehmen müsste, um ggf. an sie herabzukommen. Richtig, Stichwort Open Data – Die Lärmschutzdaten, die Altlastenverdachtsflächendaten – um nur mal zwei zu nennen, können durchaus entscheidend sein, wenn man sich über ein Haus informieren möchte.

Aber es geht ja denn meisten Menschen um das Verknüpfen des Datums der Häuserfassade mit sich selbst. Und da auch weniger, um das was die Nachbar wissen könnten oder die Freunde, sondern machtvolle Einheiten in dieser Gesellschaft. Ja, es gibt Mißbrauch von Datenverknüpfung, oftmals einhergehend mit einer Informationsasymetrie hinsichtlich desjenigen über den die Daten “gezogen” werden. Die besseren Regelungen im Scoring-Bereich, unteranderem erstritten durch den vzbv, sind ein guter Schritt, um eine Bewertung über einen Menschen durch kommerzielle Geldinstitute u.a. öffentlich zu machen. Dadurch kann der Bürger entweder entscheiden die Bank zu wechseln oder, falls das Problem “systemisch” ist, kann der Protest punktgenauer und breitenwirksamer ansetzen.

Aber zurück zum Teilen von Daten. Es gibt Daten, die gehören zu meiner Privatsphäre und es gibt Daten, die gehören in den öffentlichen Raum. Beides muss geschützt werden. Das eine vor der unfreiwilligen Veröffentlichung, das andere vor der Entöffentlichung.

Was öffentlich und was privat ist, gestaltet sich von Kulturkreis zu Kulturkreis, von Zeitalter zu Zeitalter anders. Wenig ist festgeschrieben, vieles ist der gemeinsamen Entscheidung durch die Bürger einer Gemeinschaft anheimgestellt. Wenn man in Deutschland Häuser nicht mehr anschauen, fotografieren und veröffentlichen darf, weil wir jetzt im digitalen Zeitalter leben – gut, dann muss darüber diskutiert werden. (Mit Diskutieren meine ich aber nicht das, was die krakelnden Gestalten wie sieckendieck oder alphonso leisten, das fällt unter eine andere Kategorie).

Denn nur eine gemeinsame Entscheidung über die Definition des öffentlichen Raumes und was der Bürger dort darf und was nicht, macht Sinn. Der öffentliche Raum ist ja gerade dafür da, das eine Gesellschaft sich “erleben” kann. In unserer Demokratie wird die Freiheit der persönlichen Entfaltung auch und gerade im öffentlichen Raum genauso verteidigt wie das Recht auf Privatsphäre. Beides gehört in einen Abwägungsprozeß. Dieser ist aber nicht der individuellen Willkür überlassen, sondern es gibt allgemeingültige Regelungen.

Deswegen stelle ich mir folgende Frage: Wenn im Informationszeitalter das Web als digitale Ebene der Realität genutzt wird, um das Individuum zu einer besseren Teilhabe an der Information zu befähigen und damit eine bessere Grundlage für gemeinsame Entscheidungen zu bieten (ergänzend nicht einzig) – Wie soll diese Verschränkung der Daten sinnvoll geschehen, wenn wir uns schon bei den Häuserfassaden misstrauen?

Und wenn wir uns so misstrauen, ist es dann nicht an der Zeit, die Frage zu stellen, warum es in diesem System zu einem solchen übersteigerten Misstrauen kommen konnte? Ein einfaches “Homo homini lupus est” lasse ich nicht gelten, denn es ist ohne jeglichen Anspruch an den Menschen.

Mit anderen Worten, wird nicht mit dem Verbietenwollen von Häuserfotografien deutlich, das wir uns längst nur noch um Symptome, aber nicht mehr um Ursachen kümmern?

Statt “Kill the messenger” heisst es also bald “Kill the webmedia” – welch’ ein billiger Ausweg, welch’ ein anspruchsloses Denken.

Zusatzfrage:

Nehmen wir doch mal kurz an, nicht google wäre der erste Anbieter eines deutschlandweiten interaktiven Online-Bildbandes mit Service-Informationen geworden, sondern aus den openstreetmap-Gruppen, vielleicht in Zusammenarbeit mit einen Fotomagazin und einem Kameraanbieter, wäre ein public domain-“Streetview” geworden, mit offener API, so dass viele andere Informationsbereiche angehängt werden können.

Bei 5 Millionen Gebäuden und sagen wir mal 50.000 Teilnehmern (aktuelle Zahl der openstreetmap-Gestalter) wären das 100Fotos/Personen – über 1-2 Jahre also eine machbare Kiste.

Alles ist gleich: Häuser sind fotografiert, Daten (öffentliche/private) können verknüpft werden damit – was wäre dann los? Das gleiche Theater?

Interessant, wie negative Gefühle zu einem wesentlichen Element der Identitätsbildung werden können. Das erinnert mich sehr an Soldaten im Einsatz, die nicht mehr nach dem Sinn fragen, weil der Kampf zum Selbstzweck geworden ist. Wir können uns also schon mal Gedanken darüber machen, wie wir die Veteranen der virtuellen Schlachten in die von ihnen verachtete Zivilgesellschaft re-integrieren können.

Zu Google Street-View: Messen wir sie doch mal an ihren eigenen Ansprüchen, also dem Alles. Ich wohne im Hinterhaus und Google wird dort wegen Hausrecht nicht aufnehmen können und wegen zu hoher Kosten nicht aufnehmen wollen. Das reicht eigentlich schon aus, um die Argumente der vehementen Unterstützer zu widerlegen. Google ist ein Wirtschaftsunternehmen und wird, wie Benedikt das richtig beschreibt, nur wenig unwirtschaftliches tun.

Dass alle Selbstdarsteller Street View nun zum Anlass nehmen, sich selbst darzustellen kann nicht wirklich überraschen, und die Art, wie sie argumentieren sagt mehr über sie selbst aus, als über den Gegenstand der Diskussion.

Sehr geehrter Herr Köhler,
man kann nicht behaupten, daß ich Ihre Meinungen immer teilte, aber in diesem Fall ist die Schnittmenge offensichtlich sehr groß. Vielen Dank für diesen unaufgeregten Artikel, man sieht ja allein an den Kommentaren hier, wie stark emotional aufgeladen dieses Thema ist – warum auch immer…
Manche Protagonisten dieser hitzigen Diskussion sollten sich bei der Schärfe ihrer Wortwahl, ihren Aktionen und der Zeit, die sie opfern m.E. vielleicht mal überlegen, wo sie für sich denn bitteschön noch den break-even-point sehen, denn, es tut mir Leid, bei dem ein oder anderen vermute ich doch ganz stark wirtschaftliche Interessen – aber das ist wieder ein anderes Thema.

Nun, halten wir mal eines fest:

1. Google und andere preschen vor und sammeln Daten
2. einige mögen dies nicht und protestieren
3. Google zeigt teils Einsicht und verpixelt
4. Jens Best erscheint aus dem Nichts und forciert eine “Demaskierung” der Protestler
5. Wut als Antwort

Das ist zwar nicht die feine englische Art, jedoch startete Herr Best den Konflikt. Warum soll ich, in die Defensive gedrängt, auf jemand zugehen, der bereit ist mich zu überfahren?

“Eure Meinung ist belanglos …” drückt den Charakter des Herrn bestens aus. Herr Best, sie sind Teil der Gesellschaft, kein Vertreter dieser. Sie treten der Gemeinschaft erst verbal in das Gemäch und erhoffen sich danach einen Diskurs untet Erwachsenen? Wo verinnerlicht man eine derartige Arroganz?

Vor ihren Ausfällen gegenüber Teilen der Gesellschaft kannte ich sie nicht einmal. Sie alleine forderten eine Reaktion, sie alleine attackierten Teile der Bevölkerung.

Sie versuchen seit ihrem ersten öffentlichen Auftritt, ebenso wie hier, anderen die Meinung zu verbieten. Sie sind der ” Agressor, sie müssen auch einlenken!

Nur eine Bemerkung: sie sind nicht Thema in diesem Artikel, welchen ich verlinkte. Sie können sich gerne unter ferner liefen angesprochen fühlen, jedoch hatte ich primär Firmen und echte Meinungsträger, insbesondere in den Medien, im Sinn. Ansonsten hätte ich sie persönlich angesprochen.

@Benedikt

Dass das Online-Bildband von Google Öffentlichkeit darstellt, habe ich nicht gesagt. Relativ früh in der Diskussion (glaube im April), führte ich den Vergleich mit Shoppingcenter-Öffentlichkeit an.

Es geht generell darum, wie mit der digitalen Ebene der Öffentlichkeit, also den öffentlichen und privat freigeschalteten Daten um uns herum umgegangen werden sollte. Teile davon liegen in kommerziellen digitalen Bereichen, wenn du mich fragst, sogar zuviele.

Abgesehen von seiner Geburt, der sowohl zivilgesellschaftliche, militärische, wissenschaftliche und staatliche Helfer zur Seite standen, betrachten wir das Web heute als “den Menschen gehörend”.

Picki würde natürlich richtigweise anführen, dass die gesamte Infrastruktur kommerziell zur Verfügung gestellt wird und deswegen jede Diskussion über das Web als Bestandteil des Öffentlichen hinfällig ist. Mir aber es geht mir eher um die Frage, ob das Web den Bürger wirklich gehören und somit einen gemeinsamen Raum darstellen kann.

Mir geht es hier weniger um Fragen der Gestaltung von ICANN u.ä., sondern dem bürgerlichen Verständnis vom öffentlichen Raum im Informationszeitalter. Welche Daten teilen wir? gibt es gleichwertige Zugangsmöglichkeiten zu den Daten? ist der Bürger befähigt, mit diesen Daten sinnvoll umzugehen und damit unabhängig von möglichen Filtern, die ihm die Daten vorsortieren und so für ihn gegenfalls eine Vorauswahl treffen? Gibt es eine für den einzelnen nachvollziehbare Transparenz bei den Filterangeboten? usw.

Die Fotografieren und Veröffentlichen von Häuserfassaden ist, pre-digital, nie angezweifelt worden. Zwar gab es einige Verfahren, aber alle wurden vom BGH positiv im Sinne des öffentlichen Raums entschieden.

Die Aktion “Verschollene Häuser” fotografiert die verpixelten Häuser ja nicht (ausschließlich) zur Einbindung bei Google. Da scheint ein Missverständnis vorzuliegen. Die Fotos sollen unter Creative Commons Lizenz (by-sa) hochgeladen werden, so dass auch andere Foto-Anbieter (z.B. auch später openstreetmap.org) diese verwenden können.

Die Aktion “Verschollene Häuser” soll klarstellen, dass das Fotografieren und Publizieren von Häuserfassaden, die im öffentlichen Raum aufgenommen wurden, nicht der Willkür von Hausbesitzer oder -mietern unterworfen ist.
Genau dieses Denken, also das es ein moralisches oder juristisches Recht darauf gäbe, hat sich in der Debatte bei vielen Menschen eingestellt. Hier ist das Kind mit dem Bade ausgeschüttet worden. Neben BITKOM hat sich auch der Deutsche Journalisten Verband und einige Wissenschaftsvertreter deutlich gegen eine solche pauschale Einschränkungsmöglichkeit ausgesprochen, weil sie hier wichtige gemeinschaftliche Freiheiten bedroht sehen.

Es geht also hier nicht um eine Komplettierung durch die digitalen Kleingärtner, sondern vielmehr darum, klarzustellen, dass es neben all der Daten”schutz”-Diskussion auch und vielmehr um ein Datenteilen-Verständnis gehen sollte, wenn der Raum betroffen ist, den wir als gemeinsamen Raum verstehen. Diese Entscheidung sollten wir uns weder von Google noch von Datenschutzfanatikern abnehmen lassen.

Nächstes Jahr “feiert” das Informationsfreiheitsgesetz seinen fünften Geburtstag, Die öffentlich bestellten Datenschützer wie Schaar oder Weichert sind auch dafür zuständig. Auch sie werden sich die Frage gefallen lassen müssen, warum sie dort in all den Jahren nicht den Elan an den Tag gelegt haben, denn sie bei Google und Konsorten übereifrig produzieren.

@Sascha Stoltenow

Haben sie auch mehr drauf als neunmalkluge verschwurbelte Aussagen, die offensichtlich irgendetwas über Menschen wie z.B. mich ausdrücken sollen? Ein müdes Gähnen überzieht mich, wenn sie mit ihrem Soldaten-Vergleich daherkommen. Wie billig-charmant wollen sie noch ihr Missfallen ausdrücken? Oder wie wär’s mal zur Abwechslung mit einem….Argument?

Die Hinterhofe sind übrigens schon fotografiert – von ihrem Landesvermessungsamt. Beispiel: http://www.bayernviewer.de

@Oliver

sie wollen es nicht verstehen. Es ist keine aggressive Haltung im öffentlichen Raum zu fotografieren und diese Fotos zu veröffentlichen.

Im Gegenteil, es ist aggressiv, mir dieses Recht absprechen zu wollen. Ich habe lediglich mit meiner Aktion dafür gesorgt, dass diejenigen, die das Ganze “Recht auf Verpixeln” als Gefahr für den öffentlichen Raum sehen, einen Vertreter haben, der nicht nur diskutiert, sondern auch handelt.

Wer in diesen verpixelten Häusern wohnt, auch das habe ich von anfang an klargestellt, interessiert mich nicht. Wenn ich die Schloßstrasse 37 in Oberstaufen fotografiere, dann fotografiere ich ein Haus und stelle es mit der Adresse online. Fertig. Keine Aufrufe zum Mob oder irgendwas, jemals – das sind Unterstellungen von ihnen und anderen Hass-Bloggern.

Private Daten schützen, öffentliche Daten nützen – die Häuserfassade ist Bestandteil des öffentlichen Raums. Ehrlich gesagt verstehe ich bis heute nicht ihre Hartnäckigkeit mir dieses Recht absprechen zu wollen und darüber hinaus mich als irgendein Verbrecher darstellen zu wollen.
Der Tonfall mir gegenüber in ihrem Blog ist jenseits des guten Umgangs gewesen.

Ebenso war ihre erste Argumentationslinie so schwach, dass es mich wunderte wie man so etwas an den Haaren herbeigezogenes veröffentlichen kann. Ich erinnere: Etablieren des romantischen Begriffes “Zuhause” (falsch es geht um die Häuserfassade) – wikipedia-Artikel zu Totalitarismus als Beweis, dass ich das bin (wow) und zu guter lettz noch die Oma bemühen, als Beweis, dass ich charakterlos bin – wohlgemerkt all das ohne ein einziges Mal das Gespräch gesucht zu haben.

Topblog, aber wie ich dann später erfahren habe, gehört es schon seit Jahren zu den Spezialitäten des Blogbetreibers sinnbefreit rumzuranten. Das macht es zwar nicht besser, aber bestätigt mich in meiner Haltung, bis heute mit ihnen beiden nichts zu tun haben zu wollen.

@Jens Best Was denn nun, verschwurbelt oder offensichtlich? Wie dem auch sei, der Ton, den Sie anschlagen, spricht für sich. Aber vielleicht ist es zu viel verlangt, anzuerkennen, dass es Menschen gibt, die weder Ihre Meinung, noch die Ihrer Kritiker völlig teilen. Diese dann aggressiv anzugehen, ist natürlich eine einfache Lösung, deren Ursachen auch in einem gewissen Narzismus der geringen Differenz vermutet werden können. Warum aber das bayrische Landesvermessungsamt in Hessen Fassaden von Hinterhöfen fotografieren sollte, ist vermutlich nicht nur mir unklar. Das, bzw. die Luftbildaufnahmen, können die Hessen schon selbst, und das ist auch nichts neues. Viel besser aber gefällt mir der Bing Birdview, gegen den ich persönlich genau so wenig habe wie gegen Google Streetview.

@Sascha Stoltenow

Naja, Meinung zum Kernthema haben sie ja keine geäußert. Ich habe in meinem Überschwang wohl gedacht, dass sie den Soldaten-Vergleich auf mich beziehen. Kann vorkommen. Sorry.

Meinungen gibt es viele, ihre, meine, die von Benedikt, die der Hassblogger – die Frage ist, was aktuell der gesellschaftliche Konsens ist. Ich akzeptiere jede Meinung, verteidige auch gerne eine Meinung, die nicht meine ist vor Leuten, die diese unterdrücken wollen.

Auch wenn die Google-Gegner und Datenschutz-Fanatiker sich standhaft weigern meinen Argumente zu sehen, muss mich das nicht interessieren. Ich fotografiere trotzdem. Wer von ständigem Misstrauen und Verschwörungswahn geprägt ist kann natürlich schwer bei einer Diskussion über das vernünftige Teilen von Daten aus dem öffentlichen Raum mithalten. Lösungsorientiert im Sinne eines modernen Bürgerverständnisses, wie ich es weiter oben anführte, kann auf dem Parkett der Hassblogger kaum gearbeitet werden.

Alles ist böse, alles dient nur dem Kapital etc pp. – ehrlich gesagt bin ich nach diesen knapp 36h, in denen ich es mir mal wieder erlaubt habe in die Untiefen des Hassblogger-Dialogs abzutauchen schon wieder bedient. Mit diesen Menschen ist eine auf Ausgleich ausgelegte (digitale) Gesellschaft schwer zu gestalten.

Für Beleidigungen und sinnbefreitete Rants habe ich wenig übrig. Dafür gibt es andere Blogs, die kann lesen, wer will. Dieser Blog hier steht eigentlich eher für die Auseinandersetzung mit Themen und Gedanken. Er dient nicht dazu, die Meinung anderer durch persönliche Beleidungen schlecht zu reden. Dafür gibt drüben bei fixmbr und dem wild um sich schlagenden Alphonso für jeden der will eine Schlammpackung. Ich lese eben lieber Blogs wie slow media.

Meine Lieben Gäste,
ich freue mich, dass hier inzwischen doch Einigkeit darüber besteht, dass Beleidigungen und Ideologismen zu vermeiden sind. Defensiven und Offensiven sind bei einem (offenbar) emotionalen Thema durchaus verständlich, ich bitte aber um einen respektvollen Ton. Gegen ein lebhaftes Tischgespräch hingegen ist nichts einzuwenden, wozu ich frisch gekelterten Apfelsaft reichen würde von prächtigen Äpfeln, die ich offline gepflückt habe (in einem privaten, öffentlich einsehbaren Raum, fotografiert hat uns dabei aber keiner).

[…] Benedikt Köhler erklärt noch einmal, wie er – auch unter Slow-Media-Aspekten – Google Streetview bewertet. (Auch der Blogpost an sich ist lesenswert; die Kommentare allerdings weniger. Ansonsten hat sich bei mir der Eindruck verfestigt, dass Jens Best die Sache mit seiner Fotoaktion über den Kopf gewachsen ist. Jedenfalls habe ich selten einen “Öffentlichkeits-Experten” gesehen, der konsequent gegen die ungeschriebenen Regeln verstößt, wie man sich in derselben zu bewegen habe, ob digital oder nicht digital: Eisernes Beharren auf der eigenen Meinung; Unwissenheitsvorwürfe gegenüber anderen; Anflüge von Arroganz (”süß“); Übernahme der Sprache der Gegner.) […]

Mann mann, da ist man mal ein WE offline, und da passiert sowas 😉

Ich übergehe jetzt mal das ganze Geblubber weiter oben und bringe es auf den Punkt: Street View (und seinen unzähligen Pendants) sind im Grunde viel harmloser als die Luftbilder von TeleAtlas und Co.

Eigentlich hatte ich ja gehofft, das Thema wäre dem Sommerloch geschuldet …

Manchmal stelle ich mir vor ich wäre blind. Dann lache ich anstatt mich aufzuregen.

Wo steht eigentlich die Diskussion um die WLAN-Daten? In Großbritannien hat Google sie wohl ‘löschen‘ müssen. Es handelt sich immerhin um eine öffentliche Frequenz. Weiterhin existieren Mechanismen, mit denen man sensible Daten effektiv schützen kann.
Unterliegt für Menschen sichtbare elektromagnetische Strahlung anderen Bestimmungen als die restliche, für die noch keine DNA-codierte Empfangsgeräte existieren?

@Benedikt (Kommentar)

“Öffentlichkeit ist nichts, was Wirtschaftsunternehmen uns bereitstellen. ”

Was Benedikt sagt stimmt zwar so, bringt aber die Diskussion nicht weiter.

Wirtschaftsunternehmen bestimmen die Wahrnehmnung unseres öffentlichen Raumes mit. Ebensowenig wie es demokratie-förderlich ist, dass Medien wie BILD die Selektion über die Wahrnehmung der Geschehnisse im Öffentlichen Raum stark bestimmen, kann es uns gefallen, dass ein Web-Konzern wie Google eine zukünftig machtvolle Abbildung des öffentlichen Raums im Netz installiert – ohne Alternativen.

Ich wäre der erste, der über sich über eine solche Diskussion freuen würde. Leider wird in der deutschen Diskussion um Streetview das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.
Es geht also nicht um Google, sondern es muss gleich ein Gesetz her, dass dieses böse Fotografieren und im-Internet-Abbilden unter Strafe stellt. (Neufassung BDSG §34)

Gleichzeitig schafft man mal eben so ein bisher unzweifelhaft dem öffentlichen Raum zugehöriges Element (die Häuserfassade) rüber in den privaten Raum. Einige Deutsche, denen Fremde auf der eigenen Strasse eh immer suspekt vorkommen, freuen sich, denn es wäre ja noch schöner, wenn jetzt jeder hier gucken könnte.

Nicht um die kommerzielle Auswertung des öffentlichen Raumes sondern um die Sicherstellung der Möglichkeit diesen Raum auch digital abzubilden, kämpft die Aktion “Verschollene Häuser” – im Endeffekt geht es um ein wenig mehr Differenziertheit beim Einführen einer digitalen Ebene in die Öffentlichkeit. Differenziertheit – eine Eigenschaft, die es schon immer schwer hatte in Deutschland.

Hauptsache dagegen, Hauptsache dafür -warum, wieso, weshalb – who cares….

Auf einen guten ausgeglichenen Artikel von Simon Bieling sei noch hingewiesen:
“Google Streetview – Über ein Bildlexikon und seinen Alleingeltungs-anspruch” http://neuegegenwart.de/ausgabe59/streetview.htm

@Jens Ich bestreite ja gar nicht, dass wir diese digitale Ebene der Öffentlichkeit haben und dass das grundsätzlich auch nicht schlecht ist. Für mich stellt sich aber die Frage, wie man mit den Bedenken und Sorgen derjenigen umgeht, die das warum auch immer nicht möchten. Oder anders ausgedrückt: Wie soll der Prozess der Digitalisierung der Öffentlichkeit stattfinden? Als Gleichschaltung, der sich auch die Kritiker nicht entziehen können nach dem Beispiel des neuen Personalausweises? Oder akzeptiert man, dass es auch hier unterschiedliche Geschwindigkeiten gibt?

Ach, mal abschliessend gesagt:

Die Debatte wird ja zum Glück weniger aufgeregt geführt und antizipiert als es uns die lautstarken Hassblogger in den letzten Tagen versucht haben vorzugaukeln.

Ich bin kein Anführer von herumtreibenden Banden, die lautstark mit Spiegelreflexkameras und Notebook ausgestattet in Dörfer einfallen.

Der öffentliche Raum (und dessen Abbildung im digitalen Raum) wird nunmal nicht von der Willkür des Einzelnen (Hausbesitzers) bestimmt, sondern unterliegt gemeinschaftlichen Absprachen. Die Diskussion darum sollte weniger mit dem default “verbieten, verbieten” geführt werden. Das Verknüpfen von Daten ist kein Teufelswerk, sondern eine der wichtigsten Grundlagen der Kulturtechnik Internets. Um nichts anderes geht es mir.

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