Das Slow Media Manifest | Kurzversion

(Diese Kurzfassung des Slow Media Manifestes erschien anlässlich des 22. medienforum.nrw am 30. Juni 2010)

Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts haben sich die technologischen Grundlagen der Medienlandschaft tiefgreifend verändert. Nun wird es darum gehen, angemessene Reaktionen auf diese Medienrevolution zu entwickeln – sie politisch, kulturell und gesellschaftlich zu integrieren und konstruktiv zu nutzen. Das Konzept “Slow” ist ein wichtiger Schlüssel hierfür. Analog zu Slow Food geht es bei Slow Media nicht um schnelle Konsumierbarkeit, sondern um Aufmerksamkeit bei der Wahl der Zutaten und um Konzentration in der Zubereitung. Slow Media sind auch einladend und gastfreundlich. Sie teilen gerne.

1. Slow Media sind und wirken nachhaltig

Sie zielen auf Nachwirkung, werden fair und umweltgerecht herstellt. Nutzer kommen gerne zu ihnen zurück.

2. Slow Media fördern Monotasking

Sie laden die Nutzer ein, sich ihnen aufmerksam und konzentriert zu widmen. Nutzer vertiefen sich gerne in sie.

3. Slow Media zielen auf Perfektionierung

Sie verstehen sich als lernenden Organismus, tauschen sich mit der Außenwelt aus und wollen sich kontinuierlich verbessern.

4. Slow Media machen Qualität spürbar

Sie sind gut gemacht und ihre Nutzer suchen diese Qualität gezielt auf.

5. Slow Media fördern Prosumenten

Prosumenten entscheiden bewusst, wie sie Medien rezipieren und produzieren und beteiligen sich aktiv.

6. Slow Media sind diskursiv und dialogisch

Sie suchen und ermöglichen das Gespräch, sprechen und hören zu.

7. Slow Media sind soziale Medien

Sie aktivieren die Entstehung von offenen Deutungs- und Interessengemeinschaften.

8. Slow Media nehmen ihre Nutzer ernst

Sie kommunizieren aufrecht, hierarchiefrei, freundschaftlich einvernehmlich und auf respektvolle Art kontrovers.

9. Slow Media werden empfohlen

Sie rufen danach, zitiert, weitererzählt, verschenkt, geteilt und mitgeteilt zu werden.

10. Slow Media sind zeitlos

Sie sind vielschichtig und können auch Jahre später immer wieder neu rezipiert werden.

11. Slow Media sind auratisch

Sie leben und strahlen eine Präsenz aus, die über das Material, auf dem sie dargereicht werden, hinausweist.

12. Slow Media sind progressiv

Sie bauen auf den Errungenschaften der Netzwerkgesellschaft auf und begegnen neuen Medienmöglichkeiten offen und interessiert.

13. Slow Media zielen auf Verantwortung bei Rezeption und Produktion

Sie fördern einen mündigen Umgang mit Medien und suchen die Kontexte hinter den Informationen.

14. Slow Media werben um Vertrauen und nehmen sich Zeit, glaubwürdig zu sein. Hinter Slow Media stehen echte Menschen. Und das merkt man auch.

Stockdorf und Bonn, im Jahr 2010

Benedikt Köhler
Jörg Blumtritt
Sabria David