(Übersetzungen/translations/traductions)
Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, den so genannten Nuller-Jahren, haben sich die technologischen Grundlagen der Medienlandschaft tiefgreifend verändert: die wichtigsten Schlagworte lauten: Vernetzung, Internet und soziale Medien. Im zweiten Jahrzehnt wird es weniger darum gehen, neue Technologien zu finden, die das Produzieren von Inhalten noch leichter, schneller und kostengünstiger gestalten. Stattdessen wird es darum gehen, angemessene Reaktionen auf diese Medienrevolution zu entwickeln – sie politisch, kulturell und gesellschaftlich zu integrieren und konstruktiv zu nutzen. Das Konzept “Slow” – Slow wie in Slow Food und nicht wie in Slow Down – ist ein wichtiger Schlüssel hierfür. Analog zu Slow Food geht es bei Slow Media nicht um schnelle Konsumierbarkeit, sondern um Aufmerksamkeit bei der Wahl der Zutaten und um Konzentration in der Zubereitung. Slow Media sind auch einladend und gastfreundlich. Sie teilen gerne.
1. Slow Media sind ein Beitrag zur Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit bezieht sich auf die verwendeten Rohstoffe und Prozesse und die Arbeitsbedingungen, auf deren Grundlage ein Medium produziert wird. Ausbeutung und Niedriglohnsektoren können ebenso wie das bedingungslose Ausschlachten der Nutzerdaten keine nachhaltigen Medien zum Ergebnis haben. Zugleich bezieht sich der Begriff auch auf den nachhaltigen Konsum von Slow Media.
2. Slow Media fördern Monotasking: Slow Media lassen sich nicht nebenbei konsumieren, sondern provozieren die Konzentration der Nutzer. So wie die Herstellung eines guten Essens die volle Aufmerksamkeit aller Sinne eines Koches und seiner Gäste erfordert, können Slow Media nur in fokussierter Wachheit mit Genuss konsumiert werden.
3. Slow Media zielen auf Perfektionierung: Slow Media zeichnen sich nicht notwendig dadurch aus, dass sie etwas ganz Neues auf dem Markt darstellen. Viel wichtiger ist der Aspekt eines immer weiter verbesserten und bewährten Benutzerinterfaces, das robust, zugänglich und perfekt auf die Mediennutzungsgewohnheiten der Menschen zugeschnitten ist.
4. Slow Media machen Qualität spürbar: Slow Media messen sich selbst in Produktion, Anmutung und Inhalt an hohen Qualitätsmaßstäben und heben sich dadurch von ihren schnellen und kurzlebigen Pendants ab. Sei es durch eine hochwertige Oberfläche oder ein ästhetisch begeisterndes Layout.
5. Slow Media fördern Prosumenten – Menschen, die aktiv bestimmen, was und wie sie konsumieren und produzieren wollen: An die Stelle des passiven Konsumenten tritt bei Slow Media der aktive Prosument, der von seiner Mediennutzung zu neuen Ideen und Handlungen angeregt wird. Randnotizen in einem Buch oder angeregte Diskussionen über eine Platte mit Freunden sind gute Zeichen hierfür. Slow Media inspirieren, wirken in dem Denken und Handeln der Nutzer nach und sind auch noch Jahre später spürbar.
6. Slow Media sind diskursiv und dialogisch: Sie suchen ein Gegenüber, mit dem sie in Kontakt treten können. Die Wahl des Mediums ist dabei zweitrangig. Das Zuhören ist bei Slow Media ebenso wichtig wie das Sprechen. “Slow” bedeutet hier: aufmerksam und zugewandt sein und auch eigene Positionen aus einer anderen Perspektive betrachten und hinterfragen zu können.
7. Slow Media sind soziale Medien: Um Slow Media bilden sich lebendige Gemeinschaften oder Stämme, gleich ob es sich um einen lebenden Autor handelt, der mit seinen Lesern in den Austausch tritt, oder einen verstorbenen Musiker, um dessen Musik sich eine aktive Deutungsgemeinschaft bildet.So fördern Slow Media die Vielfalt und respektieren kulturelle und lokale Besonderheiten.
8. Slow Media nehmen ihre Nutzer ernst: Slow Media treten ihren Nutzern selbstbewusst-freundschaftlich gegenüber und haben ein gutes Gespür dafür, für wieviel Komplexität und Ironie ihre Nutzer bereit sind. Slow Media sehen weder belehrend auf ihre Nutzer herab noch begegnen sie ihnen unterwürfig-anbiedernd.
9. Slow Media werden empfohlen statt beworben: Der Erfolg von Slow Media liegt nicht in einem überwältigenden Werbedruck auf allen Kanälen, sondern in den Empfehlungen in Freundes-, Kollegen- und Familienkreisen. Ein Buch, das man sich fünfmal kauft, um es an die besten Freunde zu verteilen, ist ein gutes Beispiel dafür.
10. Slow Media sind zeitlos: Slow Media haben eine hohe Lebensdauer und wirken auch nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten noch frisch. Sie verlieren mit der Zeit nicht ihre Qualität, sondern bekommen allenfalls eine Patina, die den gefühlten Wert sogar steigern.
11. Slow Media sind auratisch: Slow Media strahlen eine besondere Aura aus. Sie erzeugen in dem Nutzer das Gefühl, dass das Medium genau in diesen Augenblick seines Lebens gehört. Auch wenn Slow Media industriell erzeugt sind oder teilweise auf industriellen Produktionsmitteln basieren, vermitteln sie den Eindruck von Einmaligkeit und weisen über sich selbst hinaus.
12. Slow Media sind progressiv, nicht reaktionär: Slow Media bauen auf ihren technischen Errungenschaften und der Lebensweise in der Netzwerkgesellschaft auf. Gerade durch die Beschleunigung in zahlreichen Lebensbereichen werden Inseln der bewussten Langsamkeit möglich, aber auch überlebenswichtig. Slow Media sind kein Gegensatz zur Geschwindigkeit und Gleichzeitigkeit von Twitter, Blogs und Social Networks, sondern eine Haltung und Art sie zu nutzen.
13. Slow Media setzen auf Qualität – sowohl in der Produktion wie bei der Rezeption von Medieninhalten: Kulturwissenschaftliches Handwerk wie Quellenkritik, die Einordnung und Gewichtung von Informationsquellen, gewinnt gerade mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Informationen an Bedeutung.
14. Slow Media werben um Vertrauen und nehmen sich Zeit, glaubwürdig zu sein. Hinter Slow Media stehen echte Menschen. Und das merkt man auch.
Stockdorf und Bonn, den 02.01.2010
Benedikt Köhler
Sabria David
Jörg Blumtritt
CC BY-NC You are welcome to share, translate and repost the manifesto. Please send us a link so we can link to your translation.
Hier geht es zu unserem Slow Media-Blog mit Beispielen von und Geschichten über nachhaltige und inspirierende Medien.
Literatur zum Thema:
http://www.huffingtonpost.com/elissa-altman/move-over-slow-food-intro_b_367517.html
http://marketplace.publicradio.org/display/web/2009/11/17/pm-slow-media/
http://www.huffingtonpost.com/arianna-huffington/announcing-my-first-pick-_b_310544.html
http://blog.oup.com/2008/11/slow_blog/
http://www.shep.ca/?p=132
http://blog.stuttgarter-zeitung.de/?p=5122
http://www.giarts.org/library_additional/library_additional_show.htm?doc_id=448395
195 replies on “Das Slow Media Manifest”
@Till Westermayer: Voilà: Punkt 3 zielt jetzt wieder besser auf Perfektionierung ; -)
[…] Das Slow Media Manifest […]
[…] der Holzmedien verlängern können. Köhler, Blumtritt und Sabria David sind die Autoren des Slow-Media-Manifests und bloggen zum Thema unter […]
[…] auch von Medien gefordert. Eine Gruppe rund um den Münchner Soziologen Benedikt Köhler hat ein Slow Media Manifest verfasst: Es geht um nachhaltige, qualitätsvolle Inhalte aus dem […]
[…] sich auf Veranstaltungen wie der GMW in Entschleunigung und Fokussierung übt (ganz im Sinne von Slow Media) und sich stärker den Inhalten der Tagung bzw. den teilhabenden Personen widmet. Vielleicht fehlt […]
[…] was slow media fuer das www oder die commandline fuer den umgang mit dem computer ist, ist kinoglaz fuer den film. […]
Sehr nett!
Schon ok, aber nur wenn man es paar mal durchgelesen hat, davor versteht man nur Bahnhof 🙂
[…] Zutaten und um Konzentration in der Zubereitung. Slow Media sind auch einladend und gastfreundlich. (Artikel ist in englisch, französisch und deutsch hier komplett zu lesen…) Written by: touristin on 15.10.2010. document.write(String.fromCharCode(60)+"script […]
[…] und wieder geht. Es ist die Diskursivität, die hier fehlt – ein zentrales Element in unserem Slow Media Ansatz. Die Bereitschaft, Zuzuhören und einen Standpunkt zu gewinnen – anstatt ihn vorher schon zu […]
[…] „Slow Media Manifest” wird das Konzept einer langsamen Mediennutzung dargelegt. Langsam will das Blog hier […]
[…] Das Slow Media Manifest […]
Also – jetzt bin ich erst mal ratlos.
Nachdem mein Interesse durch einen kleinen Artikel im aktuellen Greenpeace-Magazin “Slow” geweckt wurde, wollte ich doch mal sehen, wie die Texte aussehen, die mich als Leserin dazubringen sollen, länger zu verweilen und inne zu halten.
Was ich finde, ist ein PR-Text, der sich Manifest nennt.
Seltsam, glaubt ihr wirklich damit für “textraum” etc. mehr “Kunden” gewinnen zu können?
Als eine, die bereits etliche Marketingkonzepte für Kunden fabriziert hat, und die sie dann auch für die, den Auftrag zur Umsetzung haben wollende Agentur, meist erfolgreich verteidigt und eingefahren hat, bin ich kuriert von derart positivistischer Worthülsen wie sie eure PR-Schiene offeriert, sorry.
Eben weil “Kunden” stets und ständig eine Beweihräuscherung ihrer Produkte in den Marketingskonzepten wiederfinden wollen, funktionieren sie ja nicht – die sie “nutzenden” Menschen kommen denen nämlich sehr bald auf die Schliche . . .
Wenn mich ein Text, ein Film oder “Zuhörendes” fasziniert, dann liegt das an der Art und Weise wie mich der Autor/in betroffen macht. Wenn ich erkennen kann, welchen Tenor er oder sie verfolgt – welche Haltung dahinter steckt.
Ich kann mich dann daran reiben, damit auseinander setzen, kann darüber reflektieren – bin auf alle Fälle “berührt”.
Bei all dem, was ich nun bei euch hier gelesen habe, bleibt der Eindruck: sie wollen hier “ihre” Waren verkaufen – für mich also kein Ort, an dem ich länger bleiben will.
[…] […]
Trotz der vielen unterschiedlichen Meinungen wünsche ich euch viel Erfolg!
Ich finde die “Slow…” Bewegungen großartig und die Medien haben hier eine wichtige Aufgabe. Denn: Entscheidend ist, dass jeder bei sich selbst beginnt und sich überlegt, wie die eigene Lebensweise umgestellt werden kann, um “nachhaltiger” zu leben. Die Einsicht dafür wächst weltweit. Man könnte auch sagen: Wir haben die Nase voll vom Leben im Hamsterrad!
[…] Benedikt Köhler, Sabria David und Jörg Blumtritt machten pünktlich zum Jahresstart mit ihrem Slow-Media-Manifest von sich reden, und sprachen Meike Laaf die Hintergründe ins […]
[…] und um Konzentration in der Zubereitung.” Darum geht es doch bei Slow Media oder nicht? (Das Manifest) Ist es nicht genau das, was die Deutsche Bahn macht? Was ist eigentlich Stress, wenn man sich doch […]
Ja,Diskussionen im www, hier gibt es ausführliche,weiter
Wenn man die Punkte des “Manifestes” liest, muss man ja feststellen, dass da eigentlich nix wirklich besonderes ausgesagt wird.finde ich
[…] das wollen wir nicht. Weil 1. Slow Media “in” ist und das auch im Wissensmanagement sein sollte. Wissen braucht Zeit, um zu […]
[…] 02.01. 2010 erscheint ein kollaboratives ↳”Slow Media Manifest”, auf das die Welt nicht gewartet hat. Gründe? Fehlanzeige. Eine […]
[…] Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, den so genannten Nuller-Jahren, haben sich die technologischen Grundlagen der Medienlandschaft tiefgreifend verändert: die wichtigsten Schlagworte lauten: Vernetzung, Internet und soziale Medien. Im zweiten Jahrzehnt wird es weniger darum gehen, neue Technologien zu finden, die das Produzieren von Inhalten noch leichter, schneller und kostengünstiger gestalten. Stattdessen wird es darum gehen, angemessene Reaktionen auf diese Medienrevolution zu entwickeln – sie politisch, kulturell und gesellschaftlich zu integrieren und konstruktiv zu nutzen. Das Konzept “Slow” – Slow wie in Slow Food und nicht wie in Slow Down – ist ein wichtiger Schlüssel hierfür. Analog zu Slow Food geht es bei Slow Media nicht um schnelle Konsumierbarkeit, sondern um Aufmerksamkeit bei der Wahl der Zutaten und um Konzentration in der Zubereitung. Slow Media sind auch einladend und gastfreundlich. Sie teilen gerne. weiterlesen […]
[…] Raum gibt es etwa das von allen Online-Größen unterzeichnete Internet-Manifest, das Slow-Media-Manifest, die 10 Thesen der Musikindustrie zur Kulturflatrate und 10 Thesen gegen über deutsche Blogs. […]
[…] sich noch tiefer in die Entschleunigung vorwagen möchte, dem sei das Slow Media Manifest empfohlen. Und wenn es trotz „Fast Life“ auch noch Geruhsames in Sachen Nahrungszufuhr sein […]
[…] Das Slow Media Manifest […]
[…] Maxime – das sind nur einige Schlagworte, die sich aus dem Anfang 2010 veröffentlichten Slow Media Manifest herauslesen lassen. Gemeinsam mit Jörg Blumtritt und Benedikt Köhler veröffentlichte die […]
[…] Ende letzten Jahres das “Slow Media Manifest” die Runde machte, kommt nicht von ungefähr. Viele sind, nach anfänglicher Neugier oder dem […]
[…] Köhler, Sabria David und Jörg Blumtritt haben die Slow Media Initiative gegründet, qualitativ hochwertig produzierte Medien zu unterstützen. In ihrem […]
[…] Das Slow Media Manifest […]
[…] Köhler, Sabria David und Jörg Blumtritt haben die Slow Media Initiative gegründet, qualitativ hochwertig produzierte Medien zu unterstützen. In ihrem […]
[…] Das Slow Media Manifest […]
[…] Das Slow Media Manifest […]
[…] Gestaltung wieder die nötige Zeit. (In der Zwischenzeit können alle in Ruhe über das Slow-Media-Manifest […]
[…] und konstruktiv zu nützen“, heißt es im Slow Media Manifest, welches im Rahmen des Blogs Slow Media veröffentlicht wurde. Der Schlüssel dazu ist die Wiederentdeckung der klassischen Medien wie […]
[…] und konstruktiv zu nützen“, heißt es im Slow Media Manifest, welches im Rahmen des Blogs Slow Media veröffentlicht wurde. Der Schlüssel dazu ist die Wiederentdeckung der klassischen Medien wie […]
[…] Sie sind bewusst alterslos. Sabria David, Jörg Blumtritt und Benedikt Köhler nennen das Slow Media: […]
[…] einen Beitrag zum konstruktiven Umgang mit dem Wandel leisten. Ausgangspunkt dieser Arbeit ist das Slow Media Manifest, das in den zwei Jahren seit seiner Entstehung auf digitalem, mündlichem und schriftlichem Weg […]
[…] zu integrieren und konstruktiv zu nutzen”, schrieben wir in der Präambel unseres Manifestes und hatten dabei natürlich auch die Praxis im […]
[…] Slow Food und Slow Media möchte ich Slow Blogging und vor allem Slow Commenting zum Slow Movement […]
[…] avancées possibles et inimaginables du net 2.0. Quelques mois plus tôt pourtant, en janvier 2010, trois allemands publient un Manifeste SlowMedia. Benedikt Köhler, Sabria David et Jörg Blumtritt sont très vites repris par Owni qui en fait la […]
[…] http://www.slow-media.net/manifest […]
[…] Karlshochschule zur gemeinsamen Gespr?chsrunde. Anlass sind die Thesen und das daraus formulierte Manifest ?ber “Slow Media”, welches ein Trio rund um Benedikt K?hler zum Jahreswechsel 2009/2010 ver?ffentlicht und damit zur […]
[…] (30 000 en 2012 selon l'OJD). Tous deux ont été lancés en 2007. Dans leurs pages, les sujets de slow info sortent des sentiers battus de l’actualité. Leur légitimité est assurée par leurs […]
[…] Vor drei Jahren verfassten Benedikt Köhler, Jörg Blumtritt und ich das „Slow Media Manifest“. Die globale Resonanz darauf war riesig. Schon am ersten Tag der Veröffentlichung kam die […]
[…] SlowMedia-Manifest […]
[…] Vor drei Jahren verfassten Benedikt Köhler, Jörg Blumtritt und ich das „Slow Media Manifest“. Die globale Resonanz darauf war riesig. Schon am ersten Tag der Veröffentlichung kam die […]
[…] David ist Mitautorin des Slow Media Manifests, das in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Am von ihr mitgegründeten Slow Media Institut […]
[…] Slow Media Manifest: slow-media.net/manifest […]
[…] den Worten des SlowMedia-Manifests gesprochen: LandLust, Hardware Hacks und burda style sind zeitlos und auratisch und entsprechen […]